Sigillaria des Museums am Schölerberg erhält in aufwendigem Verfahren neuen Platz
Mehr als 30 Jahre stand sie im Foyer des Museums am Schölerberg: die Sigillaria, eine riesige Baumwurzel, fossiles Aushängeschild des Hauses. Für die neue Dauerausstellung erhielt sie jetzt einen Ehrenplatz direkt unter der sonnigen Spindel des Museums, dessen Architektur einem Ammoniten nachempfunden ist. Ihr Umzug erforderte eine präzise Planung und einen mehrwöchigen Prozess mit rund 1.000 Arbeitsstunden. Der letzte Schritt dieses Prozesses bot ein spektakuläres Bild: die Sigillaria mit einem Maß von etwa 6,5 x 5,5 Metern und einem aktuellen Gesamtgewicht von gut 5,5 Tonnen schwebte an zwei 15 Meter langen Stahlträgern durch das Haus.
Die Sigillaria – ein einmaliges Exponat
Die Sigillaria (= Siegelbaum) ist eines der größten Pflanzenfossilien weltweit. Sie wurde im Jahr 1886 am Piesberg gefunden und im gleichen Jahr durch den Stahlwerksdirektor und Eisenbahnpionier August Haarmann dem Naturwissenschaftlichen Verein Osnabrück (NVO) übergeben. Ihr Alter beträgt 307 Millionen Jahre, sie stammt damit aus der Zeit des Oberkarbon. Ihren ersten Ausstellungsplatz hatte sie im Hof des damaligen naturkundlichen Museums in der Osnabrücker Altstadt, wo heute die Bischöfliche Kanzlei ansässig ist. Seit dem Jahr 1988 steht sie am Schölerberg.
Auf der ganzen Welt sind nur etwa drei Originale solcher Baumwurzeln in Museen ausgestellt. Die Sigillaria des Museums am Schölerberg ist zudem in ihrer Größe und Verzweigungen so bemerkenswert, dass das Senckenberg Museum in Frankfurt am Main eine Kopie von ihr anfertigen ließ und diese bei sich aufstellte.
Der Weg zum neuen Ehrenplatz
Für die neue Dauerausstellung des Museums sollte die Sigillaria einen prominenten Platz direkt unter der Spindel des Hauses im erhalten. Doch wie transportiert man eine 307 Millionen Jahre alte steinerne Wurzel, die in ihren Ausmaßen rund 20 Quadratmeter Fläche einnimmt?
Im ersten Schritt führte die Jade Hochschule Oldenburg, Institut für Angewandte Photogrammetrie und Geoinformatik, bereits im Sommer 2020 einen 3D-Scan der Baumwurzel durch. Der Scan sollte die weitere Planung erleichtern. Konkreter wurde es etwa ein Jahr später, als die Firma Stoppel & Barros Berlin GmbH, Experte für Schwertransporte, nach einer europaweiten Ausschreibung den Auftrag für den Transport erhielt. Allein die präzise Konzeption des Umzugs nahm etwa drei Wochen in Anspruch. Zwei besondere Herausforderungen gab es: Einen funktionierenden Weg der riesigen Wurzel durch das Foyer mit seinen tragenden, wenige Meter auseinanderstehenden Säulen zu finden. Und: Die Wurzel so zu verstärken, dass sie transportfähig ist.
Die letzten Schritte
Nachdem die Transportexperten die Sigillaria im Laufe der vergangenen Woche bereits in einem echten Kraftakt die ersten Meter durch das Foyer bewegt hatten, trat sie heute ihren vorerst letzten Weg an: An zwei 15 Meter langen Stahlträgern und vier Kettenzügen schwebte sie über die Brüstung ins Untergeschoss. Etwa zwei Stunden dauerte es, bis die Baumwurzel in ihre neue Position gebracht wurde. Darauf folgten weitere Stunden der Feinjustierung. In den folgenden Tagen wird sie sich noch richtig setzen. Dann ist sie endgültig an ihrem neuen Platz angekommen und wartet auf den Karbonwald, der um sie herum entstehen wird.