Ein riesiges Wandgemälde an einer unserer Innenwände zeigt den Piesberg, wie er vor 307 Millionen Jahren ausgesehen hat
See statt Steinbruch, Siegelbäume statt Buchen: In den vergangenen Wochen entstand an einer unserer Innenwände im Museum ein riesiges Wandgemälde, das die Umgebung des Piesbergs in der Zeit des Karbons vor 307 Millionen Jahren zeigt. Auf einer Fläche von 90 Quadratmetern sehen Betrachtende hochgewachsene Bäume und verschlungene Ranken in leuchtenden Farben – ein Urwald aus lang vergangenen Zeiten im heutigen Osnabrücker Land. Das Panorama wurde aufwändig und detailgetreu von einer künstlerischen Auftragsmalerei aus Berlin erarbeitet. Es wird den Hintergrund eines begehbaren Karbonwaldes bilden, Mittelpunkt unserer neuen Dauerausstellung, die wir im Frühjahr 2023 eröffnet werden.
Fokus lag auf wissenschaftlicher Authentizität
Eines unserer großen Alleinstellungsmerkmale ist unsere international bedeutende Sammlung teils einzigartiger Fossilien aus der Karbonzeit. Grund dafür ist die Nähe zum Piesberg mit seinem Steinbruch, in dem häufig außergewöhnliche Funde gemacht werden. „Uns war es deswegen sehr wichtig, die Umgebung des heutigen Piesbergs, wie sie vor 307 Millionen Jahren ausgesehen hat, möglichst authentisch darzustellen“, sagt Dr. Patrick Chellouche, geowissenschaftlicher Kurator und stellvertretender Direktor des Museums. Gemeinsam mit Angelika Leipner, geologische Präparatorin des Hauses, und einer Graphikerin entwickelte er das Motiv für das Wandgemälde. Der Fokus lag dabei vor allem auf wissenschaftlicher Genauigkeit. Die Recherche habe zwei Phasen gebraucht, sagt Chellouche. „Zuerst haben wir uns in unserer Sammlung einige Hundert Pflanzenfunde vom Piesberg ganz genau angeschaut. Wir haben keine Pflanze in das Motiv mit aufgenommen, die nicht auch in unserer Piesberg-Sammlung zu finden ist“, so der Paläontologe. Danach informierten sich er und Angelika Leipner in einschlägiger Fachliteratur über die einzelnen Pflanzen, in welcher Struktur und in welchem Vorkommen sie im damaligen Klima angesiedelt waren. So entstand ein Motiv, das neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen entspricht.
„Jedes Detail muss sitzen.“
Die Graphikerin, die ebenfalls an der Entstehung des Motivs beteiligt war, ist eine Mitarbeiterin der Auftragsmalerei Kwast in Berlin. Denn nach einer europaweiten Ausschreibung ging der Auftrag für das Gemälde an den Auftragsmaler Mario Kwast. Dieser brachte für das Projekt noch drei seiner Kolleginnen und Kollegen mit, die wie er Theatermalerei an der Kunsthochschule Dresden studiert haben. Für Kwast ist der Auftrag in vielerlei Hinsicht etwas Besonderes. Zum einen birgt die einzigartige Architektur des Hauses, die einem Ammoniten nachempfunden wurde, Herausforderungen wie wechselnd intensiven Lichteinfall oder verschieden hohe Bodenebenen und Perspektiven. Zum anderen sei die Bestandsdauer seiner Arbeit bei diesem Projekt außergewöhnlich, sagt Kwast. „Das Motiv wird viele Jahre, wenn nicht gar Jahrzehnte, an der Wand des Museums bleiben. Deshalb haben wir einen doppelt hohen Anspruch an unsere Arbeit. Jedes Detail muss sitzen, weil auch der kleinste Fehler sonst bleibt“, so der Theatermaler. Dementsprechend konzentriert und detailversessen waren er und sein Team 18 Tage jeweils bis zu 12 Stunden bei der Arbeit.
Nächster Stopp: Karbonwald
„Wir sind wirklich begeistert. Wir hatten auf ein tolles Panorama gehofft, unsere Erwartungen sind aber deutlich übertroffen worden“, sagt Chellouche. Nun könne der Karbonwald kommen.
Im ersten Schritt für den Wald haben wir bereits im Februar unsere Sigillaria, eine 308 Millionen Jahre alte Baumwurzel und fossiles Aushängeschild des Museums, an einen neuen Platz gebracht. In den kommenden Monaten werden originalgetreue Tier- und Baummodelle folgen, bis der Wald nächstes Jahr für Besucherinnen und Besucher geöffnet wird. Finanziert wird dieses Ausstellungs-Highlight inklusive Panorama unter anderem vom Land Niedersachsen und der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU).